20 Jahre Theaterkompagnie Stuttgart

„Die Zeit ist aus den Fugen“: Hamlet in der Max-Reger-Halle

Maria Oberleitner

Nebel wabert über die Bühne. Stimmung: grau in grau. „In memoriam Hamlet“ steht in großen Leuchtbuchstaben an der grauen Mauer von Helsingör. Hier, im dänischen Schloss, stürmen Wachen in dunklen Trenchcoats und mit Maschinengewehren bewaffnet über die Bühne – schnell wird klar: Diese Inszenierung des Familiendramas ist besonders. Modern. Spannend.

In Trauer um seinen kürzlich gestorbenen Vater, den König Dänemarks, jagt der junge Prinz Hamlet (grandios: Paul Elter) dessen Geist nach und schnell beginnt Hamlet zu brennen vor Zweifel, Wut und Rache. Rache an seinem Onkel, der den König, seinen Vater, vergiftete. Die Rachsucht beginnt ihn zu zerfressen – und sein Wahnsinn treibt schließlich nicht nur die Familie des Königs in den Tod – sondern auch die Familie des Ministers Polonius (Bernd Köhler).

Letzterer sitzt in der Inszenierung von Cornelia und Christian Schlösser übrigens im Rollstuhl – was hier und da für eine Slapstick-Einlage herhalten muss. Ohne viel Requisiten kommt die Produktion unter Regisseur Christian Schlösser aus, ein paar Stühle und graue Betonklötze, ein wenig Nebel – fertig ist das triste Helsingör.

Ein Krieg gegen sich selbst

Ins Gesicht hat sich Hamlet Schokolade geschmiert wie Kriegsbemalung, auf seinem Shirt steht in großen Lettern „Fuck you“. „Die Zeit ist aus den Fugen, Horatio“, ruft er und gibt seinem Studienfreund dabei einen Klaps auf den Hintern. Es ist sein eigener Krieg, den der jugendliche Rebell Hamlet auch gegen sich selbst ausfechten muss. Paul Elter spielt den dänischen Prinzen zerfasert, eindringlich rebellisch, zerrissen und wunderbar dynamisch. Lukas Kientzler gibt den neuen König so herrlich böse, skrupellos und intrigant, dass man als Zuschauer diebische Freude daran hat.

Tanz im Herbstlaub

Die Zeit scheint wahrlich zu entgleisen. Hamlets Mutter wird getrieben von Selbstzweifeln, der Onkel verfällt dem Alkohol. Und Hamlets geliebte Ophelia schließlich treibt die wirre Zeit in den Selbstmord. Bekleidet mit einem Leichenhemd, das an ein Hochzeitskleid erinnert, trägt sie einen großen Sack Herbstlaub auf die Bühne, tanzt ihren letzten Tanz und gräbt sich im Laub ihr eigenes Grab.

Würde man das Ende nicht kennen, man müsste als Zuschauer glatt den Atem anhalten, so spektakulär endet die Vorstellung mit einem Degenkampf zwischen Hamlet und Laertes (Manuel Nehr), der es in sich hat – und am Schluss zwei Familien auslöscht: „Der Rest – ist Schweigen.“

„Das Leben ist ein wandelnder Schatten nur;
Ein armer Spieler, der auf der Bühn‘ ein Stündchen prahlt und tobt
und dann nicht mehr gehört wird,
`s ist ein Märchen, erzählt von einem Narrn,
voll von Klang und Wut…“

„Macbeth“ von William Shakespeare

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Hamlet

Jedermann

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